Schreiben wollte ich, seit ich schreiben konnte. Gut, mit dreizehn wollte ich davon abgesehen auch Rockstar werden. Als dann aber die Schlagzeugerin meiner Band schon bald mehr Griffe drauf hatte als ich, beschloss ich, meine E-Gitarre wieder zu verkaufen und mir stattdessen eine elektrische Schreibmaschine zuzulegen - für erste Manuskripte, die sich wahlweise an J.R.R. Tolkien, Jules Verne und Frans Bengtsson orientierten oder in Swinging London spielten.
Dementsprechend beschäftigte ich mich auch während meines Übersetzer-Studiums an der Universität Heidelberg am liebsten mit schöngeistigen Dingen, besuchte Angelsächsisch-Seminare, las Lord Byron, die Brontës, Bulwer-Lytton und andere viktorianische Autoren und schrieb schließlich meine Diplomarbeit über "Lady Chatterleys Lover" von D.H. Lawrence. An Schwerpunkten wie Rechtswissenschaften und Technik kam ich trotzdem nicht vorbei, denn schließlich wurde uns täglich eingebläut: Jobs für literarische Übersetzer sind reine Utopie. Macht lieber was Ordentliches bei der EU in Brüssel.
Ein Job als Musikjournalistin war zwar genauso utopisch, aber durchaus zu finden, wenn man dafür nicht ernsthaft bezahlt werden wollte und bereit war, mit launigen Redaktionschefs darüber zu diskutieren, ob Leerzeichen so sinnstiftend sind, dasssiebeiderErmittlungderZeichenzahlmitgerechnetwerdenmüssen. Es dauerte nicht lange, und ich schrieb für Stadtmagazine und Musikzeitschriften, vor allem für das 1990 frisch gegründete Alternative-Magazin Zillo, dem ich die nächsten 16 Jahre (auch als Gesellschafterin und Redakteurin) die Treue hielt. Gleichzeitig lernte ich als Musikredakteurin bei Radio Regenbogen alles über das Formatradio, programmierte Sendungen, produzierte Beiträge und führte Interviews. Sprachtraining bekam ich bei Cintec Airline News: Von 1992 bis 1997 arbeitete ich dort als Übersetzerin und Synchronsprecherin und produzierte als Redaktionsleitung zweisprachige Nachrichten fürs Bordprogramm der Lufthansa.
1995 lernte ich den Hannibal
Verlag mit seinen Schwerpunkten Gegenkultur und Rockbiografie kennen und durfte endlich das tun, was ich immer schon gewollt hatte: Bücher übersetzen, wenig später auch als Rights Manager für den Verlag neue Titel aus dem Ausland einkaufen und als Lektorin eigene Projekte betreuen.
Durch die Übersetzungen für Hannibal ergaben sich Kontakte zu vielen weiteren Verlagen - unter anderem zu Knesebeck, btb, Edition
Koch, Dorling Kindersley und vor allem zu Fischer Tor und Heyne, bei denen ich mich meiner Leidenschaft für phantastische Literatur widmen kann und Bücher wie Jay Kristoffs Nevernight oder Joe Abercrombies Klingen-Reihe übersetzen darf, die ich mir sonst am Erscheinungstag sofort kaufen würde.
Musik spielt nach wie vor eine große Rolle. Meine Rezensionen und Interviews erscheinen inzwischen beim Terrorverlag, ich betreue Bands wie Diary Of Dreams, The Saturnettes oder Violet bei ihren englischen Texten, verfasse Promotexte oder übersetze Bandinfos ins Englische. Zeit für eigene Werke ist auch immer noch. 2013 schrieb ich als Kiki Sudden mit Sänger Jann Wilde die Texte für das Album The Saturnettes II des finnischen Synth-Pop-Projekts The Saturnettes. Die Saga "Feuer und Flam", an der ich schon seit ein paar Jahren feile, besteht inzwischen aus 500 Manuskriptseiten und fast ebenso vielen Landkarten und Genealogien - wie sich das für ein anständiges Fantasy-Epos gehört.