Montag, 30. Juni 2014

Kalkulierter Kult

Rezension:
Deathstars - The Perfect Cult
(Nuclear Blast)

Es dröhnt, es knarzt, es rummst. Jawohl, die Deathstars sind zurück und haben eine neue Portion Death Glam im Gepäck – mit dicken Synthesizerwänden, viiiel Düsternis, knurrigem Gesang und der obligatorischen Portion Pathos. 
Noch mehr große Geste, und Manowar würden bestimmt richtig neidisch.



Aber nun wissen wir ja, die Deathstars meinen das alles letztlich nicht so ernst. Ebenso wenig wie die Geschichten über ausgestopfte Kinder, den Schmerz, die gebrochenen Finger, die Narben und die Verzweiflung wahrscheinlich, die sich in den Texten finden: Die Welt ist schlecht und düster, aber nie so sehr, dass es nicht ein aufrüttelndes Keyboard-Motiv gäbe, das einen schönen Refrain aus dem ganzen Elend macht. Und das ist genau die Krux an dieser Platte: Die Finsternis und Hässlichkeit, die hier beschworen werden, sind dekorativ angestrichen, mit Sagrotan abgewischt, auf Kindersicherheit geprüft und trendgerecht verpackt. Dadurch hat The Perfect Cult ein bisschen was von einem gut gemachten Computerspiel: Bis ins letzte Detail clever ausgestaltet und durchaus auch spannend und aufregend – aber eben doch nicht das wahre Leben.

Nur hin und wieder blitzt einmal echter Schmerz und echtes Gefühl auf, wie bei „Temple Of The Insects“, das vor allem dadurch gewinnt, dass die ansonsten von den Synthesizern ziemlich kastrierten Gitarren hier einmal richtig von der Leine gelassen werden. „All The Devil’s Toys“ hat einen Hauch „This Corrosion“ abbekommen, und das steht dem Song sehr gut, und mit „Noise Cuts“ ist den Deathstars ein hymnischer Rausschmeißer gelungen, der fast Lust macht, die Platte noch mal von vorn zu hören. Denn das muss man The Perfect Cult lassen: Sicher ist dieses Album durch und durch kalkuliert, aber die Rechnung geht ohne Frage auf. Der Beat wechselt gelungen zwischen Fußwipper und Headbanger, der Gesang bleibt bei melodischem Growl light, und die wummernden Metal-Gitarren sorgen für ein tragfähiges Gerüst, das aber hübsch von Orchesterelementen und Synthesizern zugedeckt wird.

Entsprechend wenig verlangt The Perfect Cult dem Hörer ab – Ecken und Kanten gibt es wenige, das Power-Level bleibt über die knappe Dreiviertelstunde Spielzeit weitgehend gleich, und die Songs sind alle nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Eine saubere Sache eben. Aber ob das für ein Metal-Album wirklich ein Kompliment ist?